Hofstaat 2018

Kategorie über 15 Jahre: Thomas Leivermann

Seit dem frühen Sonntagmorgen haben die Alverskirchener Schützen einen neuen König: Klaus Peter. Während das Gros der Schützengesellschaft längst feierte, lieferten sich nur noch einige Unentwegte ein hartes Ringen an der Vogelstange, das Peter schließlich für sich entschied.
Ein Königsschießen für die Geschichtsbücher haben am Wochenende die Alverskirchener Schützen erlebt. Mehr als neun Stunden lang versuchten in erster Linie Klaus Brüning, André Deipenbrock und Klaus Peter den hölzernen Adler fliegen zu lassen. Es ist 0.50 Uhr am Sonntagmorgen, als Peter an die Vogelstange tritt. Ein Schuss – Holzstückchen fliegen – doch im Flutlicht ist kaum erkennbar, ob der hölzerne Adler endlich gefallen ist oder doch nur wieder der bereits schwer ramponierte Kugelfang getroffen wurde. Die Schießwarte werfen einen Blick durch das Fernglas, dann kommt die Erlösung: „Wir haben einen neuen König.“ „Jetzt wirklich?“, fragt Klaus Peter ungläubig, bis er langsam realisiert, was soeben passiert ist und zu jubeln beginnt.
So spät – oder sollte man nicht besser sagen, so früh am Tag – hat wohl noch kein Schützenverein in der näheren Umgebung seine neue Majestät gefunden. Ein Rekord, auf den man in Alverskirchen gerne verzichtet hätte, verfolgten doch am Ende nur noch wenige Vorstandsmitglieder und Hartgesottene das nächtliche Königsschießen. Viel lieber hätte man um die Uhrzeit bereits mit den anderen Schützenfestbesuchern im Festzelt gefeiert. Vogelbauer Heinz Brockmann musste sich deshalb viele nicht ganz ernst gemeinte Spitzen und Sprüche gefallen lassen. Von alledem ließ sich Klaus Peter jedoch nicht die Laune verderben und freute sich über seinen Königscoup. Dass er überhaupt auf den Vogel schießen würde, hatte er am Samstagmittag noch nicht geplant. „Ich habe mich mit André (Deipenbrock; die Redaktion) zum Schützenfest verabredet“, sagte der 50-jährige Vater von drei Töchtern und selbstständige Dachdecker: „Im Laufe des Nachmittags haben wir spontan entschieden, zu schießen.“ Zur Königin erkor er seine Ehefrau Wibke. Den Hofstaat bilden gute Freunde und Nachbarn: André und Nicole Deipenbrock, Andreas und Daniela Philippski, Kai Soiron und Kristine Vossler sowie Jendrik Winkelkötter und Lisa Rauchensteiner.
Begonnen hatte das 179. Alverskirchener Schützenfest bereits am Samstagmittag mit der Heiligen Messe für die gefallenen, vermissten und verstorbenen Schützenbrüder in der Agatha-Kirche. Im Anschluss trat die gesamte Kompanie auf dem Kirchplatz an und legte am Ehrenmal einen Kranz nieder. In seiner Ansprache rief Ehrenoberst Heinz Tertilt das Leid und die schrecklichen Folgen des Zweiten Weltkrieges in Erinnerung. Er sah es als bedenklich an, dass die Zweifel an Europa und nationale Egoismen zunehmend wachsen: „Die Grundlage für dauerhaften Frieden steht nach mehr als 70 Jahren auf dem Spiel.“ In diesem Zusammenhang könne das Schützenwesen ein Vorbild für Europa sein, zeige es doch immer wieder, dass es mehr Verbindendes als Trennendes gebe.
Begleitet von den Klängen des Spielmannszuges Alverskirchen und des Blasorchesters Heimatland Greffen, marschierten die Formationen wenig später vom Kirchplatz durch das grün-weiß geschmückte Dorf zum Festplatz im Breiten Busch. Dort vergaßen viele Schützen für einige Stunden den Alltag oder versuchten beim Scheibenschießen ihr Glück.# Neue Kinderkönigin wurde Johanna von Twickel, die sich Ole Gerd-Holling zum Prinzgemahl erkor. Aber auch die anderen Kinder hatten keinen Grund traurig zu sein, konnten sie sich doch beim Kinderschützenfest austoben. Bereits am Freitagabend hatte sich Niklas Musiol zum neuen Holzschuhkönig geschossen.

Diesen Moment wird Klaus Peter so schnell nicht vergessen. Bei strahlendem Sonnenschein ist er am Sonntagnachmittag auf dem Kirchplatz zur neuen Majestät des Schützenvereins Alverskirchen gekrönt worden. In einer kurzen Ansprache erinnerte Vereinsvorsitzender Klaus Brüning, wie es Peter erst in den frühen Sonntagmorgenstunden um 0.50 Uhr mit dem 941. Schuss gelungen war, den Adler zu Fall zu bringen.
An der Seite des 50-jährigen Dachdeckers und dreifachen Familienvaters regiert Ehefrau Wibke. Den Hofstaat bilden André und Nicole Deipenbrock, Andreas und Daniela Philippski, Kai Soiron und Kristine Vosseler sowie Jendrik Winkelkötter und Lisa Rauchensteiner.
Mit der Sonne um die Wette strahlte Kinder-Königin Johanna von Twickel. Gemeinsam mit Prinzgemahl Ole Gerd-Holling durfte sie in der Kutsche auf den Kirchplatz fahren. Als Kinder-Thronpaar wählten sich die beiden Lucy Herzog und Linus Gerd-Holling aus. Derweil endete am Sonntag das Königsjahr von Richard Wenery. Als Erinnerung erhielt er ein Fotoalbum, das Vereinsfotograf Thomas Leivermann erstellt hatte.
Ein weiterer Höhepunkt der Krönungszeremonie war der Auftritt der Fahnenschlaggruppe unter der Leitung von Rita Weiß und Sonja Zangrando. Die sieben Mädchen ernteten von den vielen Schaulustigen Applaus und laute Zugabe-Rufe. Wenig später gab Oberst Marco Leivermann den Befehl zum Abmarsch zum Festumzug durchs Dorf. Das Schützenfest endete am Sonntagabend mit der Polonaise und anschließendem Königsball im Festzelt.
Begonnen hatte der zweite Schützenfesttag mit dem traditionellen Frühschoppen. Über Orden für langjährige Vereinstreue durften sich – teilweise in Abwesenheit – folgende Schützen freuen: Karl-Theo Gerd-Holling, Hubert Herzog, Willi Revermann, Albert Stolte und Franz-Josef Thiel (alle 50 Jahre) sowie Erich Spielbrink, Marc Duric, Dagmar Brockmann, Hans Rebert, Bernhard Lauhoff, Hermann Santen, André Zangrando, Bernd Große Holling, Christoph Gerd-Holling, Astrid Schattauer, Beate Seiler, Andreas Strump, Stephan Hegemann, Monika Wiesmann, Reante Bleckmann, Henrik Schulze Wettendorf und Sven Linnemann (alle 25 Jahre).
Weiterhin ließen die Schützen Kinder-Königin Johanna von Twickel, Ehrengarden-König Benjamin Kohues und Holzschuh-König Niklas Musiol hochleben. Beim Scheibenschießen sicherte sich Thomas Leivermann den begehrten Wanderpokal, die Jugendwertung gewann Matthis Klobuch. Zudem erhielten die Insignienschützen Thomas Leivermann (Krone), Simon Winkelkötter (Zepter) und Mark Hansel (Apfel) Orden.
Lobende Worte fand Brüning für den scheidenden König Richard Wernery. Der habe den Verein hervorragend repräsentiert und ein unvergessliches Königsjahr erlebt. Für seine Verdiente wurde ihm der Königsorden verliehen. Zudem wurde Ernst Wiesmann, der 1995 den Vogel abschoss, als Silberkönig geehrt. Aber auch an Wilhelm Möllers, der sich 1968 zum ersten Kaiser der Vereinsgeschichte schoss, wurde erinnert. Untermalt wurde der Frühschoppen durch Musik vom Blasorchester Heimatland Greffen, einem Auftritt der Nachwuchsfahnenschlaggruppe und jeder Menge Freibier.