Zeitungsberichte Westfälische Nachrichten
Martina Samberg ist Kaiserin
Sie hatte etwas anderes vor. Dann legte Martina Samberg spontan auf den Alverskirchener Schützenadler an. Und wurde Kaiserin.
Die Mutter der Kompanie ist zurück – und wie! Mit dem 518. Schuss machte Martina Samberg am Samstag um 19.46 Uhr den Holzadler den Garaus und sich selbst zur ersten Kaiserin in der Geschichte des Schützenvereins Alverskirchen. „Ich freue mich wie Bolle“, sagte die 55-jährige Schulbusfahrerin mit Tränen in den Augen. Bereits vor neun Jahren hatte sie in Alverskirchen regiert und ihren Schützenverein, den sie bis 2019 in 20 Jahren als Schriftführerin und „Mutti für alles“ mitgeprägt hat, repräsentiert.
Damals wie heute sitzt Ehemann Ludger als Königsgemahl an der Seite der Kaiserin auf dem Thron. Den Hofstaat bilden Helga und Klaus Brüning, Petra und André Eikelmann, Manuela und Helmut Schwinhorst sowie Marianne und Leo Schulze Hockenbeck. „Ich habe heute spontan auf den Vogel geschossen“, sagte Martina Samberg. Nachdem Heidi Rutsch sich am letzten Sonntag zur Kaiserin in Everswinkel geschossen hatte, hatte Samberg zwar in den vergangenen Tagen wiederholt darüber nachgedacht, ihr nachzueifern: „Eigentlich war ich heute Abend aber auf einer Silberhochzeit eingeladen.“
Als am Samstag aber über mehr als eine halbe Stunde niemand schießen wollte, schritt sie kurzerhand zur Vogelstange und änderte ihre Abendplanung. Daniel Brockmann und Thomas Mors taten es Martina Samberg gleich und lieferten sich als Trio einen spannenden Wettstreit. „Was Everswinkel kann, kann Alverskirchen schon lange“, kommentierte Thronherr Klaus Brüning den finalen Kaiserinnenschuss.
Wesentlich schneller wurde der Adler seiner Insignien beraubt: Philip Hülsmann (Krone), Klemens Mathmann (Zepter) und Thomas Leivermann (Apfel) waren am zielsichersten. Die Flügel schossen Frederic Utendrup und Marten Schwegmann ab. Strahlend über den Schützenplatz lief auch Justus Pellmann, nachdem er sich die begehrte Kinderkönigswürde gesichert hatte. Zur Königin erkor er sich Paulina Droste und das Thronpaar bilden Pia Averbeck und Simon Leivermann.
Zum Auftakt des 183. Alverskirchener Schützenfestes war Ehrengardist Friedrich Eikelmann bereits Holzschuhkönig geworden. Die Schützen und zahlreichen Gäste genossen nach 1092 Tagen Schützenfestabstinenz die Atmosphäre im Breiten Busch bis in die frühen Morgenstunden. Der zweite Schützenfesttag begann am Samstag mit der Heiligen Messe für die gefallenen, vermissten und verstorbenen Schützenbrüder in der Agatha-Kirche.
Anschließend trat die gesamte Kompanie auf dem Kirchplatz an. „Endlich wieder Schützenfest. Ich schaue in ganz viele motivierte Gesichter. Wir haben alle Bock“, sagte Hauptmann Julius Schulze Hockenbeck hoch zu Ross.
Klaus Brüning: Heimat verbindet und grenzt nicht aus
Am Ehrenmal auf dem Kirchplatz hielt der langjährige Vorsitzende des Schützenvereins Klaus Brüning die Ansprache. Mit der Feier des Schützenfestes könne nicht die große Weltpolitik bewegt und das europäische Haus saniert, jedoch eine Haltung zum Ausdruck gebracht werden: „Zeigen wir eine Haltung für Offenheit, für Zugewandtheit, für Toleranz. Eine Haltung, die signalisiert: Hier kann sich jeder geborgen und sicher fühlen und so Heimat finden. Heimat verbindet und grenzt nicht aus.“ Entschieden wehrte er sich dagegen, den Begriff „Heimat“ für ideologische Zwecke zu verwenden und vor dem Leid der weltweit zurzeit über 100 Millionen Flüchtlinge die Augen zu verschließen.
Nach der Kranzniederlegung wurde durch das grün-weiß geschmückte Dorf zum Breiten Busch marschiert, wo ein abwechslungsreiches Programm mit Schießwettbewerben, Platzkonzerten des Spielmannszuges Alverskirchen und des Blasorchesters Heimatland Greffen, sowie Kinderbelustigung geboten wurde. An der Theke wurden alte Freundschaften gepflegt und neue Kontakte geknüpft. Im Mittelpunkt stand aber natürlich die Suche nach einem Nachfolger von Marco Leivermann, der coronabedingt 1092 Tage als Schützenkönig regierte und zum Abschied Zielwasser (Schnaps) an alle Schützen verteilen ließ. Abends wurde im Festzelt bei Musik von DJ Sebastian Timmermann intensiv gefeiert.
Zeitungsberichte Die Glocke
Frühshoppen und feierliche Krönung
Feiern können die Schützenschwestern und Schützenbrüder in Alverskirchen: Das Festzelt im Breiten Busch war an allen Tagen zentraler Treffpunkt und hatte nach Disco, Festball am Samstag und Kaiserball am Sonntag schon heftig gelitten. Der Freude über die neue Regentin, Kaiserin Martina Samberg und ihren Thron, tat das keinen Abbruch.
Das zeigte sich auch beim traditionellen Frühschoppen am Sonntagmorgen. Vorsitzender Marc Hansel freute sich über ein voll besetztes Haus. Deshalb war auch die Begrüßung der Gäste, Ehrengäste, der Formationen und Sponsoren recht umfangreich. Besonders begrüßte er Bürgermeister und Vereinsmitglied Sebastian Seidel.
Umfangreich war auch die Liste der langjährigen Vereinsmitglieder, allein 40 standen zur Ehrung der 25jährigen Mitgliedschaft auf dem Zettel. Besonders geehrt wurde hier auch der „Goldkönig“ Wilfried Schulz, der vor 50 Jahren die Königswürde erlangte.
Marc Hansel freute sich auch über 24 Neuaufnahmen, die den Verein nunmehr stärken. Geplant ist auch, dass künftig zwischen der Kindergarde und der Ehrengarde eine Jugendgarde eingerichtet wird: „Um den Nachwuchs bei der Stange zu halten“, verriet der Vorsitzende. Auch erinnerte er daran, dass die historische Vereinsfahne in diesem Jahr das 100jährige Bestehen feiern konnte.
Die Krönung der neuen Regentin und Ehrung ihres Hofstaates fand dann auf dem Kirchplatz statt. Zahlreiche Alverskirchener Bürgerinnen und Bürger hatten sich dazu eingefunden. Nach dem Fahnenschlag zu Ehren des Hofstaates, dem gemütlichen Kaffeetrinken im Festzelt folgten am Abend dann die Polonaise durch das Dorf und ein fulminanter Kaiserinnenball bis in die frühen Morgenstunden.
Auch in Alverskirchen regiert eine Kaierin
Der niedere Adel und die männliche Zunft des Schützenwesens haben hier keine Chance: Jetzt gibt es auch in Alverskirchen eine Kaiserin. Am Samstagabend um 19.46 Uhr gelang Martina Samberg mit dem 518. Schuss der glückliche Treffer auf den Schützenvogel und wurde damit die erste Kaiserin des Schützenvereins Alverskirchen. Eine der ersten Gratulantinnen war ihre Amtskollegin aus Everswinkel Heidi Rutsch, die eine Woche zuvor die Kaiserinnenwürde im Vitusdorf erlangte.
Der Jubel in Alverskirchen war nicht zu überhören, freuten sich doch alle Schützenschwestern und Schützenbrüder über den
Glücksschuss, der dann von den Klängen des Spielmannszugs Alverskirchen und der Blaskapelle Heimatland aus Greffen
musikalisch bedeutungsvoll hervorgehoben wurde. Martina Samberg war überglücklich, hatte sie doch in den Stunden an der
Vogelstange auch mit hoffnungsvollen Kandidaten auf die Königswürde zu kämpfen: Nach den ersten kräftigen Schüssen
hatten Daniel Brockmann und Thomas Mors ebenfalls ihre Ambitionen angemeldet.
Dabei hatten Martina Samberg und ihr Ehemann Ludger doch noch einen anderen Termin: Eine Einladung zu einer Silberhochzeit stand an. Die wurde dann zunächst hintangestellt. Kurze Aufregung gab es dann in der kleinen Warteschlange, als
Daniel Brockmann plötzlich seinen Ehering vermisste. Nach kurzer Suche hatte Vorsitzender Mark Hansel das güldene
Ringlein gesichert, und der Kampf um die Regentenwürde konnte fortgeführt werden, die dann glücklich für Martina Samberg
endete. Ihr zur Seite steht als Prinzgemahl Ehemann Ludger Samberg. Zur Throngesellschaft gehören Klaus und Helga
Brüning, Andre und Petra Eikelmann, Helmut und Manuela Schwinhorst sowie Leo und Marianne Schulze Hockenbeck.
Die Insignien erlangten Philip Hülsmann (Krone), Klemens Mathmann (Zepter) und Thomas Leivermann (Apfel). Die
Flügelorden sicherten sich Frederic Utendrup und Marten Schwegmann.
Kinderkönig wurde mit dem 576. Schuss Justus Pellmann. Zur Kinderkönigin wurde Paulina Droste ernennt. Das
Kinderthronpaar bilden Simon Leivermann und Pia Averbeck.
Begonnen hatte das 183. Schützenfest in Alverskirchen am Freitagabend mit dem traditionellen Holzschuhschießen im
Breiten Busch. Hier sicherte sich mit dem 233. Schuss um 20.47 Uhr Friedrich Eikelmann die Würde des Holzschuhkönigs, die
besonders bei den Jungschützen beliebt ist.
Am Samstag startete das Schützenfest mit der gemeinsamen Messe in der St. Agatha-Kirche, die Pfarrer Pawel Czarnecki
zelebrierte. Würdevoll gestaltete sich dann auch die Gedenkstunde am Ehrenmal für die Gefallenen und Vermissten der vergangenen
Kriege. Klaus Brüning, ehemaliger Vereinsvorsitzender, erinnerte in seiner Gedenkrede an die weltweit bedrückende Zahl der
Flüchtlinge, die im vergangenen Jahrhundert erleben mussten und auch jetzt aktuell erleben müssen. Ihnen sei die Heimat genommen
worden. „Wir müssen uns dafür einsetzen, dass sich diese Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht wiederholen“, betonte Brüning vor der feierlichen Kranzniederlegung am Kirchplatz.
Danach ging es in flottem Marsch zum schattigen Schützenplatz im Breiten Busch, wo bereits alles bestens vorbereitet war für die
Besucher. Der Bierstand war Zielort der Mannschaften, der Vitusgrill hatte sich mit Grillspezialitäten auf die hungrigen Gäste
gewappnet. Und dann gab es ja noch den großen Spielbereich für die jüngsten Besucher des Schützenfestes: Die große Schaukel war
ebenso beliebt wie die große Rollenrutsche. Dosenwerfen, Losrunde, Torwandschießen und Schminkecke waren ebenso
Anziehungspunkte für die Jüngsten, während sich die verschiedenen Garden im gemütlichen Rund vor der Vogelstange
erwartungsvoll drappierten.
Impressionen und Zitate
Beim Antreten des Batallions begrüßte Ehrenoberst Heinz Tertilt hoch zu Ross mit einem verschmitzten Lächeln: Nach zwei Jahren Schützenabstinenz habe mancher beim Blick in den Kleiderschrank doch einen Schrecken bekommen. Die Knöpfe mussten versetz werden.
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1092 Tage hatte die Regentschaft von Dauerkönig Marco Leivermann gedauert. Als Dank für die Unterstützung in der langen Pandemiezeit schenkte er allen Gästen des Schützenfestes am Samstag vor dem Vogelschießen genauso viele Schnapsfläschchen als „Trostpflaster“.
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Alles wird teurer. An der Vogelstange erlebten die Schützen deshalb eine Überraschung: Das Schussgeld war von einem Euro auf 1,50 Euro erhöht worden. Ein Schützenbruder reagierte verdutzt: „Ich wollte nicht das Gewehr kaufen?“
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Glückstränchen hatte Martina Samberg in den Augen, nachdem der Vogel gefallen war. Die „Mutter der Kompanie“, langjährige Schriftführerin des Schützenvereins, Schützenkönigin des Jahres 2013 und aktuelle Kaiserin war überwältigt: „Ich freue mich wie Bolle.“ Der ganze Verein freute sich mit ihr.